Nie wieder Auschwitz, nie wieder Holocaust – für die Nachkriegsgeneration war die Erinnerungskultur, die Wichtigkeit an das Grauen des Holocausts zu erinnern, ein Garant dafür, dass so etwas nie wieder passiere.  Jene Menschen, die das Grauen überlebt hatten, bewahrten mit ihren Berichten die Erinnerung daran. Heute sind die meisten Zeitzeugen nicht mehr am Leben oder zu alt um mit ihren Berichten dafür zu sorgen, dass sich das Vergessen nicht durchsetzt.  Die Erinnerungskultur bleibt aber Bestandteil unserer Identität und niemand, der in Deutschland lebt, darf das Gefühl haben, dass die deutsche Vergangenheit nichts mit ihm oder ihr zu tun habe.

Auch an der GE „Globus am Dellplatz“ hat Handeln gegen das Vergessen hohe Priorität. Wenn aber Zeitzeugen der Gewaltverbrechen und des Völkermords nicht mehr selbst von dem, was sie erfahren mussten, erzählen werden können, so soll ihre Erinnerung dennoch nicht verloren gehen: Zweitzeugen statt Zeitzeugen, so beschreibt Vanessa Eisenhardt, die Koordinatorin des Vereins Heimatsucher, den Denkansatz ihrer Organisation. Junge Menschen, meist Studenten, stellen den Kontakt zu Shoah-Überlebenden her, sammeln und dokumentieren deren Lebensgeschichten und tragen diese ehrenamtlich und in ihrer Freizeit weiter an Schulen und andere interessierte Einrichtungen.   Zum ersten Mal wurden auch die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse der Gesamtschule Globus am Dellplatz  im Rahmen einer Themenwoche mittels Zweitzeugen des Vereins Heimatsucher mit Schicksalen Shoah-Überlebender konfrontiert.

Lebendig, authentisch  und aufwühlend berichteten Bernadette Schendina, Sara Elkmann, Nicola Iversen, Ksenia Eroshina, Leon Nicolaysen,  von den tragischen Lebensumständen der Originalzeitzeugen.  Die meisten Schülerinnen und Schüler folgten den Lebensberichten aufmerksam und zeigten Betroffenheit. 

Am Schluss der Stunde wurden Überlebende aus Israel in einem Video gezeigt, die Briefe von Schülerinnen und Schülern vorlasen. Auch die Globus Schülerinnen und Schüler  wurden aufgefordert einen Brief an jene Überlebende zu schreiben, von deren Schicksal sie erfahren hatten. Die  Briefe wurden den Zweitzeugen mitgegeben.

Das Treffen der Zweitzeugen mit den Schülerinnen und Schülern der „Globus-Schule“ war für alle Beteiligten gewinnbringend. Gemeinsam mit Vanessa Eisenhardt wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Schule und dem Verein für die nächsten Jahre  angedacht, die dem Projekt zu nachhaltiger Wirkung verhelfen soll.

Text: I. Kertesz