Im abgelaufenen Schuljahr 2018/ 2019 hatte sich die Gesamtschule Globus am Dellplatz zum Ziel gesetzt, den wieder bedrohlicher werdenden Anzeichen des Antisemitismus in unserer Gesellschaft mit den Mittel einer Schule entgegenzutreten. Dabei kam über das ganze Schuljahr verteilt ein ganzer Reigen vielfältiger Veranstaltungen zusammen. Anlass genug, einmal zurückzublicken.

„Antisemitismus in Wort und Tat bis hin zu offenen Tätlichkeiten gegen jüdische Menschen ist leider auch in Deutschland wieder vermehrt zu beobachten“, sagt Ingo Grau, Abteilungsleiter an der Gesamtschule Globus am Dellplatz. „Als zertifizierte „Schule ohne Rassismus“ war es deshalb für uns ein besonderes Anliegen, uns einmal schwerpunktmäßig ein ganzes Jahr lang mit dem Thema „Antisemitismus“ zu beschäftigen.“

Dabei bereicherten Schülerinnen und Schüler aus fast allen Jahrgangstufen (7-13) und Klassen mit einer Vielzahl unterschiedlichster Veranstaltungen das Schulleben im Schuljahr 2018/ 2019.

So stand bei den Klassen der Jahrgänge 8 und 9 das Lesen auf der Agenda. Die Klasse 8 beschäftigte sich mit John Boynes bekanntem Roman „Der Junge im gestreiften Pyjama“, der von der ungewöhnlichen und tragischen  Freundschaft zwischen einem jüdischen Jungen und dem Sohn eines KZ-Aufsehers erzählt. Im 9.Jahrgang veranschaulichte Morton Rhues mehrfach verfilmter Roman „Die Welle die Entstehungsmechanismen einer totalitären Herrschaft.

Besonders beeindruckt waren die Schüler des 8. Jahrgangs, als der Jugendbuchautor Christian Linker am 3.6.2019 aus seinem Buch „Dschihad calling“ las und ihnen damit die leichte Verführbarkeit Jugendlicher durch gewaltorientierte Ideologien anschaulich vor Augen stellte.

Schüler des 7. Jahrgangs beschäftigten sich besonders mit dem von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Mädchen Anne Frank und nahmen ihr Schicksal zum Anlass, an einem Anne-Frank-Tag auf dem Schulhof einen „Baum der Vielfalt“ zu gestalten: Dabei beschrieben die Schüler bunte Bänder mit ihren Wünschen für eine bunte und offene Gesellschaft und hängten sie an einen Baum, wo sie bis heute an Toleranz und Solidarität erinnern.

Dieser Gedanke wurde von den älteren Schülern der Jahrgangsstufen 8-13 aufgenommen und weitergeführt. Unter Anleitung der Kunst- und Geschichtslehrerinnen Mona Latos und Julia Strankmann gestalteten sie das Schultreppenhaus zu einer „Treppe der Integration“ um und bemalten es mit Symbolen für Vielfalt und gegen Rassismus. Gerade diese projektartigen Veranstaltungen machten unseren Schülern besonders viel Spaß, da sie hier im wahrsten Sinne des Wortes selber Hand anlegen durften.

Im Jahrgang 10 beherrschte das düstere Thema „Holocaust“ die Aktivität der Schüler. In einer Themenwoche zum Thema „Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus“ bekamen die Schüler Besuch von Zweitzeugen der Initiative „Heimatsucher e.V.“. Unter der Leitung von Vanessa Eisenhardt, die die Tätigkeiten des Vereins koordiniert, erzählten junge Menschen, zumeist Studentinnen und Studenten, vom Schicksal jeweils eines Zeitzeugen, der selber Opfer der Judenverfolgung geworden ist. Da diese Menschen inzwischen sehr alt oder bereits verstorben sind, bewahren junge Menschen das Andenken an diese Opfer der rassistischen Gewalt und transportieren es in unsere Zeit, indem sie von persönlichen Begegnungen mit jüdischen Menschen berichten, die dem Vernichtungswahn der Nazis entkommen konnten. Unsere Schüler haben die Erzählungen und Filme der Studenten sehr beeindruckt.

Eine andere Gruppe aus dem Jahrgang 10 hatte im Vorjahr im Rahmen einer Auslandsexkursion das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz besucht und dokumentierte nun ihre einschneidenden Erlebnisse in ausdrucksstarken Fotos, die im Rahmen einer öffentlichen Ausstellung in den Räumen der Stadtbibliothek Duisburg gezeigt werden. Frau Dr. Obrusnik-Jagla, die Leiterin der Exkursion nach Ausschwitz und Krakau, verwies in ihrer Eröffnungsrede auf die Wirkung der Eindrücke auf die Entwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler: „Wie nichts anderes fasst der Titel der Ausstellung „Auschwitz hat mich verändert“, der übrigens von einem der Teilnehmer stammt, den Eindruck zusammen, den diese Begegnung mit der Stätte des Leidens vieler Hunderttausender von Opfern auf unsere Schüler gemacht hat.“ Unser Dank gilt in diesem Zusammenhang der Stadtbibliothek Duisburg, die als Mitveranstalterin die Räume für die Ausstellung zur Verfügung stellte und technische und organisatorische Hilfe leistete. Ebenso danken wir Frau Dr. Grabowski von der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf, die unsere Krakau-Ausschwitz-Fahrt auch finanziell unterstützt hat.

Mit einigen ihrer Schüler recherchierten Frau Obrusnik und Herr Wegner das Schicksal einiger Duisburger Juden im Duisburger Stadtarchiv. Unter Anleitung von Dr. Pilger, dem Leiter des Archivs, konnte die Schüler anhand von Originaldokumenten nachvollziehen, wie aus normalen Bürgern Verfolgte, Verschleppte und schließlich Ermordete wurden. Dabei war der Umgang mit den alten, vergilbten Schriftstücken für die Schüler besonders eindrucksvoll, weil hier die Geschichte mit Händen greifbar wurde.

Demnächst ist geplant, zum Andenken an die Duisburger Opfer, deren Geschick unsere Schüler in Erinnerung gerufen haben, Stolpersteine am Ort ihrer früheren Wohnorte zu verlegen und somit auch eine größere außerschulische Öffentlichkeit auf das Leiden dieser Menschen aufmerksam zu machen.

Auch zwei interessante Theater-Aufführungen ergänzten im Laufe des Jahres unsere Projekte gegen Rassismus und Antisemitismus. Im November 2018 besuchte eine Schülergruppe aus Jahrgang 10 das Stadttheater Duisburg und sah das Ein-Frau-Stück „Name: Sophie Scholl von Rike Reiniger. 2 Frauen – ein Name: In ihrem eindrucksvollen Spiel zeigte die Schauspielerin Hanna Kertesz Verbindungen zwischen der berühmten Widerstandskämpferin und einer jungen Frau von heute auf.

Unter dem Titel „Benjamin und Mohammed“ spielte die junge Theatergruppe „Blickwandler“ temperamentvoll und realitätsnah gegen Antisemitismus und Rassismus an und verdeutlichte damit auch den Blick von jungen Migranten auf dieses nicht nur deutsche Thema.

Vieles andere wie etwa der Besuch der Synagoge in Essen durch eine Klasse aus Jahrgang 10 vervollständigte das vielgestaltige und aspektreiche Programm.

„Das Schuljahr ist beendet, aber der Kampf gegen den Antisemitismus geht auch im nächsten Schuljahr weiter“, resümiert der Koordinator des Projekts, Ingo Grau. Damit verweist er auf die Podiumsdiskussion „Globus spricht“, die seit mehreren Jahren Themen aus dem Bereich der Menschenrechte aufgreift und in diesem Schuljahr unter dem Titel „Antisemitismus – eine Gefahr auch heute?“ steht. Mehrere Experten aus verschiedenen Bereichen der Öffentlichkeit werden im Februar 2020 unter der Leitung von Moderatoren aus dem Jahrgang 11 das angesprochene Thema diskutieren und somit das Grundanliegen einer Schule, in der über 30 Nationalitäten friedlich miteinander leben und lernen, auch in Zukunft verdeutlichen.

Text: I.Grau